exposing the dark side of adoption
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German article on Ethiopian orphanages

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Äthiopien ist ein Land mit explodierendem Bevölkerungswachstum. Wenn das Land im Jahre 1935 noch etwa 15 Millionen Menschen beheimatete, sind es heute über 70 Millionen. Das Land ist flächenmäßig etwa zweimal so groß wie Deutschland. Der Kinderreichtum, die geringe durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 50 Jahren, eine hohe Aidsrate und die Armut eines Großteils der Bevölkerung bewirken, daß viele Kinder ohne Eltern aufwachsen.

So gibt es in kleineren Städten und vor allem in der Hauptstadt viele Kinderheime. Ist ein Kind nicht erwünscht, sterben seine Eltern oder auch aus anderen Gründen werden Kinder zu einem der Kinderheime gebracht. Neugeborene werden meist anonym vor der Tür abgelegt.

Das Heim bildet für diese Kinder eine Art zu Hause für die nächsten Jahre. Wenn sie Glück haben, werden sie von meist ausländischen Paaren adoptiert. Im ungünstigeren Fall bleiben sie dort bis sie zu Jugendlichen herangewachsen sind.

Geleitet werden diese Heime oft von Nonnen aus dem Ausland, die mit dem Auftrag und der Vorstellung zu helfen nach Äthiopien gekommen sind. Das Kinderheim Kindane Meret wird so von Nonnen aus Malta verwaltet. Obwohl die Kinder offiziell von allen Ausländern, gleich welcher Herkunft adoptiert werden können, machen die Schwestern einen Unterschied. Babys werden bevorzugt an adoptionswillige Paare aus Malta vermittelt. Anderen Ausländern werden in der Regel nur ältere Kinder zur Adoption angeboten, auch wenn Säuglinge im Kinderheim leben.

Nicht immer sind die Nonnen einer Adoption wohlgesonnen. Es kommt vor, daß Paare sich Kinder zur Adoption aussuchen, die sich ihrerseits sehnlichst die Aufnahme in einer neuen Familie wünschen. Die Schwestern behaubten dann jedoch, das diese Kinder nicht adoptiert werden können, da die leiblichen Eltern oder nahe Verwandten es nicht wünschten. Tatsächlich sind die Eltern längst verschollen, und die Verwandten der Kinder würden die Chance, einen Angehörigen im Ausland zu haben begeistert begrüßen.

Kidane Meret ist ein Heim für Kinder bis 18 Jahre. Dann müssen sie das Haus verlassen. Die 10 bis 18jährigen leben in 20m²-Räumen zusammen, in denen je 8 Doppelstockbetten stehen. In den meisten Betten schlafen zwei Kinder zusammen. Am Sonntagvormittag und sonst etwa eine Stunde pro Tag dürfen die Kinder an die frische Luft. Dafür ist ein etwa 50m² großer, eingezäumter Hof vorgesehen. Zur Ausgangszeit kommen alle Kinder zusammen nach draußen. Das Wachpersonal gibt Acht, daß sich keine zu enge Freundschaften zwischen den Mädchen und Jungen bilden.

Spielzeug besitzen die Kinder keines, obwohl speziell die Lufthansa das Heim regelmäßig mit Spielsachen versorgt. Das Spielzeug sammelt sich in einem Dachboden, der davon bereits überquill. Soll ein Kind adoptiert werden, machen die Nonnen Fotos von ihm. Dafür wird es in saubere, gepflegte Kleidung gesteckt und mit einem Spielzeug in der Hand abgelichtet.

Spielzeug besitzen die Kinder keines, obwohl besonders die Lufthansa das Heim regelmäßig mit Spielsachen und anderen Spenden versorgt. Das Spielzeug wird zusammen mit neuer Kleidung auf Dachböden und in zu Lagern umfunktionierten Räumen gehortet die davon übequellen. Wird ein Adoptionswunsch an das Heim herangetragen, werden die in Frage kommenden Kinder in saubere, gepflegte Kleidung gesteckt und mit einem Spielzeug in der Hand für die Adoptionswilligen abgelichtet. Das gleiche passiert wenn die Adoptiveltern sich mit den Kindern treffen.

Sonst laufen die Kinder in sehr verschlissenen Kleidern herum. Für den Unterricht in der angeschlossenen Schule erhalten die Heimkinder bessere Kleidung, die in der Freizeit jedoch gewechselt werden muß. Ein Junge hatte kaum noch Schuhe, die Sohlen waren völlig durchgewetzt und löchrig. Die Nonnen entschieden jedoch, daß die Schuhe noch tragbar seien. Schuhe seien teuer, und draußen in der Welt hätte das Kind wohl gar keine Schuhe.

Die täglichen Mahlzeiten der Kinder bestehen ausschließlich aus Injera, der äthiopischen Grundspeise, einem Teigfladen aus dem Getreide Teff. Hin und wieder, vor allem an Feiertagen gibt es auch mal eine Banane für jedes Kind. Auch die Kleinsten der Kleinen werden tagein, tagaus mit Injera ernährt.

Von außen macht das Heim schon einen respektablen Eindruck, ein recht neuer mehrstöckiger Bau, ein Haus in gutem Zustand. Doch kaum ein Fremder blickt hinter die Kulissen. Wächter halten den Eingang streng im Auge.

Bei PR-Veranstaltungen werden die Gäste regelmäßig in die vorbildliche, angeschlossene Schule geführt. Das Kinderheim erblicken sie nur von außen. Die Schwesternwohnheime sind dagegen großzügig ausgelegt und mit allem westlichen Komfort versehen. Auf dem Gelände ist gerade wieder ein neues Gebäude im Bau. Dort wird an der Kirche kräftig gearbeitet. Die Handwerker schuften den ganzen Tag unter der heißen Sonne, doch sie bekommen nicht einmal Wasser von den Schwestern angeboten. Man fragt sich unwilkürlich, wohin die vielen Gelder von Hilfsorganisationen und Fonds, die das Heim unterstützen, hinfließen.