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Adoption im Ausland – eine Chance für die Heimkinder in Bulgarien

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Veröffentlicht am März 24, 2008, 15:01 BG
Aktualisiert am März 31, 2008, 10:43 BG
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Adoption im Ausland – eine Chance für die Heimkinder in Bulgarien
Das Schicksal der Waisenkinder in Bulgarien sorgte in den letzten Wochen für zahlreiche Diskussionen und kontroversen Meinungen. Diese Kinder führen ein ganz anderes Leben, als all jene, die ein Zuhause und eine Familie haben. Sie sagen "Mutti" zu der Pflegerin im Heim, ihre Geschwister sind die anderen Heimkinder. Nur wenige von ihnen haben das Glück, adoptiert zu werden und wachsen dann in einer Familie auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Glück auch die verwaisten Teenager trifft, ist gleich Null. Noch hoffnungsloser sieht es um die Romakinder oder gar den körperlich oder geistig Behinderten aus. Ist die Adoption ein Ausweg?

Die bulgarischen Familien, wenn sie sich überhaupt zur Adoption entschließen, suchen sich meistens ein gesundes Kind unter 3 Jahren aus. Die Ausnahmen sind in der Regel Folge einer emotionellen Entscheidung. Die übrigen Heimkinder hoffen auf Adoptiveltern aus dem Ausland. Die Ausländer neigen eher dazu, ein Zigeunerkind zu sich nach Hause zu holen. Der Gesetzgeber hat 2003 eine neue Bestimmung verabschiedet – ein Kind kann erst dann im Ausland adoptiert werden, wenn es mindestens ein Jahr alt und von drei bulgarischen Adoptivfamilien abgelehnt worden ist. Zugleich erfasste das Justizministerium alle Kinder in ein Register, die zur Adoption ins Ausland freigegeben werden können. Mehr dazu erzählte uns die stellvertretende Justizministerin Ilonka Rajtschinowa, die auch dem Rat für internationale Adoptionen vorsteht.
"Als allererstes wird der Rat für internationale Adoptionen informiert", sagt Ilonka Rajtschinowa. "Der nächste Schritt ist die Prüfung der potentiellen Adoptiveltern. Dann muss der Justizminister der Adoption zustimmen. Er hat zu entscheiden, ob die Interessen und die Rechte des Kindes geschützt sind. Die Kinder in Bulgarien, die momentan im Ausland adoptiert werden können, sind 1324. Leider verlieren wir mit der Bürokratie sehr viel Zeit – die Begleitpapiere sind nicht immer korrekt erstellt, aber selbst das hat sich in den letzten Jahren deutlich gebessert", sagt Ilonka Rajtschewska.

Von den mehr als 1300 Kindern, die im Ausland adoptiert werden dürfen, werden die ältesten bald 18. Die Volljährigen gehen dann ihren eigenen Weg – sie verlassen die Obhut des Heimes und nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Die Volljährigkeit setzt eigentlich den Schlusspunkt unter der Chance, adoptiert zu werden. Hin und wieder gibt es natürlich glückliche Ausnahmen, wenn 16-jährige eine neue Familie finden. So geschah es mit zwei Kindern aus Nigeria, die in Bulgarien auf die Welt gekommen sind. Heute wachsen sie in Amerika auf und sind überglücklich, eine richtige Familie zu haben.
"In unserem Register sind mehr als 2000 potentielle Elternpaare eingetragen", berichtet weiter Ilonka Rajtschinowa vom Justizministerium. "Die Zahl der Kinder und der Adoptiveltern können jedoch nicht verglichen werden, denn die Familien, die bereit sind, ein Kind aufzunehmen, in der Regel gesunde Kinder unter 3 Jahren suchen. Das ist aus den Anfragen ersichtlich. Andererseits haben wir sehr viele Kinder über 10 Jahren, die auf eine Adoption warten. Mehr noch – die meisten dieser Kinder sind körperlich oder geistig schwer behindert und brauchen eine besondere Pflege. Zu unserer größten Freude werden aber selbst solche Kinder adoptiert – zwar selten, aber immerhin", sagt die stellvertretende Justizministerin.

Der damit verbundene bürokratische Behördengang ist sehr zeit- und nervenraubend. Die Adoptiveltern müssen in ihrer Heimat nachweisen, dass sie die intensive Pflege eines behinderten Kindes übernehmen und tragen können. Alle sechs Monate während einer zweijährigen Probezeit wird die Familie vom Sozialamt aufgesucht und es wird geprüft, ob das adoptierte Kind tatsächlich gut aufgehoben ist.

Bei der Adoption ins Ausland werden oft Vermittleragenturen eingeschaltet. In Bulgarien arbeiten Dutzende solcher Vermittler, die übrigens auch dann eingeschaltet werden, wenn ein bereits adoptiertes Kind zurück gegeben werden sollte. Zwar kommt es recht selten vor, doch Ilonka Rajtschinowa kennt solche Fälle:
"Kürzlich habe ich persönlich den ersten Fall erlebt, dass ein Kind bei seinen Adoptiveltern nicht mehr willkommen war", berichtet die stellvertretende Justizministerin. "Es handelt sich um einen siebenjährigen Jungen, der von einer amerikanischen Familie aufgenommen worden war. Das Kind fühlte sich sehr unwohl, ihm gefiel sein neues Zuhause nicht und er wollte weg. Er wurde richtig böse zu seinen neuen Eltern und sie sahen keinen anderen Ausweg, als das Kind zurückzugeben – ein siebenjähriges Kind ist groß genug, um eine Meinung zu haben. Deshalb willigten wir ein und brachten den Jungen zurück nach Bulgarien", erinnert sich Ilonka Rajtschinowa.

Autorin: Diana Christakiewa
Übersetzt von Vessela Vladkova
/vv

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2008 Mar 24