exposing the dark side of adoption
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Die Aids-Waisen von Impilo

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Die Aids-Waisen von Impilo
13.05.2007 | 18:49 |   (Die Presse)
Südafrika kämpft gegen Gewalt und Aids, internationale Hilfsprojekte sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Eine Spurensuche – abseits der Safari-Romantik.

An das Sterben haben sich die Menschen gewöhnt. An die Gewalt auf der Straße. An die rund 50 Morde an einem ruhigen, gewöhnlichen Wochentag in Johannesburg. In den Armenvierteln grassiert die Seuche Aids. Täglich tötet das Virus tausend Menschen in Südafrika. In einigen Johannesburger Slums sind 80 Prozent der Menschen infiziert.


Zurück bleiben die Kinder. Die Eltern sterben an Aids. Viele HIV-positive Frauen geben ihre Kinder bereits nach der Geburt ab – weil sie sich nicht kümmern können: „Ein HIV-positives Kind verursacht hohe Kosten für die Behandlung. Das können sich arme Familien nicht leisten", erklärt Norbert Kettner vom Verein Aids Life, der Projekte in Südafrika unterstützt.
Kinder bedeuten für die Menschen in den Slums eine Investition in die Zukunft; eine zusätzliche Hand, um die Familie zu ernähren – wenn die Aids-kranken Eltern nicht mehr arbeiten können. Stirbt das Kind, bevor es Geld für die Familie verdienen kann, hat sich die Investition (Nahrung, Medikamente) nicht rentiert. Wer in einem Slum wie Soweto (drei Millionen Menschen) täglich um das nackte Überleben kämpft, rechnet nach ökonomischen Maßstäben, nicht nach menschlichen.
Derzeit gibt es in Südafrika 2,2 Millionen Kinder, die ohne Eltern aufwachsen. 2010 werden es 3,1 Millionen sein. Die staatlichen Strukturen sind zu schwach, um zu helfen. Nur fünf Prozent der Kinder in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, die elternlos aufwachsen, werden in Institutionen betreut. Der Rest lebt auf der Straße. Viele davon sind HIV-positiv, während südafrikanische Politiker erklären: „Es gibt kein Problem. Olivenöl hilft gegen Aids."
Aids Life unterstützt Impilo – ein privates Waisenhaus in Johannesburg für Babys und Kleinkinder bis zu drei Jahren. Betreut werden zwischen zehn und 20 Kinder; fast 90 Prozent tragen den HIV-Virus in sich. Trotzdem: Wer hier lebt, hat es geschafft: medizinische Versorgung, täglich etwas zu essen. „Und wir versuchen, innerhalb von drei Monaten einen guten Platz zu finden", erklärt Sue Krawitz, Impilo-Sozialarbeiterin.
Das Projekt ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Trotzdem – besser gesagt: gerade deshalb – soll Impilo ausgebaut werden, mit Hilfe der wichtigsten Einnahmequelle von Aids Life: dem Life Ball, der heuer am 26. Mai im Wiener Rathaus über die Bühne geht, von der „Presse" aktiv als Kooperationspartner unterstützt.
Mit dem Geld des Life Balls soll gleichzeitig ein medizinisches und ein soziales Problem bekämpft werden: „Nach der Geburt eines HIV-positiven Kindes existiert ein schmales Zeitfenster von rund 75 Stunden", erklärt Kettner: „In dieser Zeit kann das Virus mit einer speziellen Behandlung getötet werden."
Ist das Baby wieder gesund, wird es von den Eltern oft wieder angenommen. Das Problem: „Diese Therapie ist teuer", erklärt Kettner, und Aids Life sei auf Einnahmen und Spenden angewiesen.
Während der HIV-Behandlung eines Neugeborenen versuchen die Mitarbeiter von Impilo, die soziale Situation der Eltern zu verbessern. Falls das nicht funktioniert, werden Kinder zur Adoption freigegeben. „60 Prozent dieser Kinder finden einen Platz im Ausland", erklärt Sozialarbeiterin Krawitz: „Viele gehen nach Österreich."
Das Problem: Adoptionen können wegen bürokratischer Hürden Jahre dauern. Krawitz: „Das zermürbt adoptionswillige Paare." Trotzdem lohnt es sich, Geduld zu haben: „Diese Kinder haben eine besondere Lebensfreude."

2007 May 13