Türke bekommt Sorgerecht für seinen Sohn
Türke bekommt Sorgerecht für seinen Sohn
Entscheidung ist nun rechtskräftig - Mehrjähriger Rechtsstreit geht zu Ende
VON Steffen Reichert, 13.10.08, 10:57h, aktualisiert 13.10.08, 22:59h
Kazim Görgülü tobt mit seinem Sohn Christopher. Seit Februar 2008 lebt der Junge bei seinem leiblichen Vater. (Foto: MZ-Archiv)
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Wittenberg/MZ. In dem seit neun Jahren andauernden Streit eines türkischen Familienvaters um seinen in Deutschland geborenen Sohn hat der Mann endgültig Recht bekommen. Nach Angaben des Amtsgerichtes Wittenberg hat der Vater nunmehr das alleinige Sorgerecht erhalten. Diese Entscheidung ist seit dem vergangenen Wochenende rechtskräftig.
Damit endet ein Konflikt, der in 44 einzelnen Verfahren über das Bundesverfassungsgericht bis vor den Europäischen Gerichtshof getragen worden war. Ohne die Einwilligung des Vaters hatte die deutsche Mutter den heute neunjährigen Jungen zur Adoption freigegeben. Der Junge war daraufhin jahrelang bei Pflegeeltern untergekommen.
Der leibliche Vater Kazim Görgülü hatte daraufhin erbittert um das Sorge- und Umgangsrecht für seinen Sohn gekämpft, hatte zahlreiche Verwaltungsgerichts- und Adoptionsverfahren angestrengt. Insgesamt hatte die Justiz 78 Beschlüsse gefällt. Seit Februar 2008 lebt der Junge wieder dauerhaft bei seinem Vater und dessen zweiter Ehefrau in Nordsachsen.
Mit Empörung reagierte Görgülü am Montag auf eine aktuelle Forderung des Landkreises Wittenberg, wonach sich der Türke für die Zeit zwischen Februar 2007 und Februar 2008 finanziell an den Pflegekosten für den Jungen beteiligen soll. "Sie sollten sich schämen", formulierte der Familienvater in einer mehrseitigen Erklärung. Er forderte personelle Konsequenzen im Jugendamt.
Der Landkreis verteidigte unterdessen sein Vorgehen und sprach von einem Vorgehen "auf gesetzlicher Grundlage". Wenn ein Kind in Pflege genommen werde, müssten sich die Eltern grundsätzlich an den Kosten beteiligen, sagte der Sprecher des Landkreises, Ronald Gauert.