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Adoptions-Affäre: Verein wehrt sich

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Adoptions-Affäre: Verein wehrt sich

Ermittlungen: Nächste Woche Entscheidung über Lizenzentzug von ICCO. Der Vorstand erklärt: Der Verein habe seine Tätigkeit "stets im Rahmen der Gesetze korrekt ausgeführt".

Der Verein ICCO, der Adoptionen aus dem Ausland vermittelt und gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Kindeshandel und Untreue ermittelt, wehrt sich vor dem Verwaltungsgericht gegen den Entzug der Lizenz durch die Behörden. Vereinsvorstand Wolfgang Tönnies rechnet Anfang nächster Woche mit einer Entscheidung des Gerichts.

Das Abendblatt hat den Vorstand gestern um ein Interview gebeten, damit er zu den einzelnen Vorwürfen, die der Verein bestreitet, Stellung nehmen kann. Doch Tönnies will sich erst in einem Interview äußern, wenn der Beschluß des Gerichts vorliegt. In einer Pressemitteilung auf der Website des Vereins erklärt der Vorstand, der Verein habe seine Tätigkeit "stets im Rahmen der Gesetze korrekt ausgeführt". Beim Vorwurf des Kindeshandels geht es vor allem um die Vermittlungen von Kindern aus Rußland. Hier hat ICCO, wie berichtet, eine US-Agentur eingeschaltet. Die Agentur sei nur Logistiker, erklärten der Vorstand und Eva Maria Hofer (51). Die Gründerin des Vereins, die vom Vorstand Ende 2005 zurücktrat, nachdem ihr die Zulassung für Adoptionen aus Vietnam entzogen worden war: "Die Agentur holt unsere Leute am Flughafen ab, bringt sie zu Behörden und Notaren und besorgt Dolmetscher." Aus Behördenkreisen hieß es jedoch, es bestehe der dringende Verdacht, daß sich die US-Agentur in die Vermittlungen der Kinder einmische. Von Ermittlern erfuhr das Abendblatt, wie berichtet, daß bei einer Durchsuchung in den Vereinsräumen am Neuen Wall "Preislisten" für Kinder aus Rußland gelegen haben sollen.

Bei dem Verdacht der Untreue geht es vor allem um Spendengelder an den Verein. Adoptiveltern hatten dem Abendblatt berichtet, sie seien kurz vor der Übernahme ihres Kindes zu einer Spende von 1000 Euro quasi gezwungen worden. Über dieses Geld hätten sie keine Quittung bekommen. In der Pressemitteilung des Vorstands von ICCO heißt es, daß der Verein in Südafrika einen Sozialarbeiter beschäftige und insoweit Kosten entstünden. Eva Maria Hofer: "Die 1000 Euro gelten nur für Südafrika. Die Eltern müssen sie an einen Fonds zahlen, darüber gibt es keine Spendenquittung."

Die Schulungen der zukünftigen Adoptiveltern orientierten sich ebenfalls an gesetzlichen Vorgaben, so die Erklärung des Vorstands. Die außerordentlich positive Resonanz der Adoptiveltern belege, daß ICCO "insoweit ebenfalls beanstandungsfrei" arbeite. Wie berichtet, kostet die Teilnahme an einer ersten Informationsveranstaltung pro Person 176 Euro.

kj

erschienen am 7. Juli 2006

2006 Jul 7