exposing the dark side of adoption
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Nhan aus Vietnam - die vielen Kinder der Eva Hofer

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Nhan aus Vietnam - die vielen Kinder der Eva Hofer

Sendung vom 20.Novemberi 2001 bei VOX

VOX zeigt mit stern TV-Reportage auch am kommenden Dienstag wieder das Beste, was die Reporter im Team um Günther Jauch zu bieten haben. Die achte Geschichte, "Adoptiert in Vietnam - Die vielen Kinder der Eva Hofer", sehen Sie am 20. November 2001 um 21.10 Uhr bei VOX:

Clara ist zwei Jahre alt. Ein Adoptivkind. Ihre Eltern haben sie aus Vietnam geholt, als sie noch ein Säugling war. Jetzt soll sie einen Bruder bekommen. Ebenfalls aus Vietnam. Ihre Eltern wollen heute nach Ho Chi Minh City fliegen, um den Kleinen abzuholen - leider ohne Clara. Im Flugzeug erinnern sich Oda und Dirk Ellguth, wie sie den kleinen Nhan vor einem Monat zum ersten Mal im Kinderheim in Ho Chi Minh City getroffen haben. Ankunft am Airport in Ho Chi Minh City - früher Saigon - der große Empfang und der Rummel gelten nicht den Ellguths, sondern der Frau, die Ihnen die Adoption ermöglicht: Eva Maria Hofer. Sie hat vor vier Jahren die Adoptionsvermittlungsstelle ICCO - International Child's Care Organisation gegründet, stellte Sozialarbeiter ein und erkämpfte sich die Zulassung als staatlich anerkannte Adoptionsvermittlungsstelle.

Im Besucherraum des Tan Binh Kinderheimes warten Oda und Dirk Ellguth ungeduldig auf den kleinen Nhan, den sie adoptieren wollen. In wenigen Tagen soll er endgültig ihr Kind werden. Fast alle Paare, die im Saigon Star Hotel zu Gast sind, wollen ein Kind in Vietnam adoptieren. Auch der kleine Nhan zieht zu den Ellguths ins Hotel. Erstmal nur zur Probe. Denn noch ist er nicht ihr Sohn. Der Papierkrieg in Vietnam zieht sich über Wochen hin. Jedes einzelne Dokument wird penibel von den Behörden geprüft. Die Ellguths haben Angst, dass doch noch irgend etwas schief geht.

Der kleine Nhan besitzt nichts außer den Sachen, die er am Leib trägt. Die ersten Tage mit Nhan sind zermürbend. Oda und Dirk Ellguth warten auf ihren Gerichtstermin. Das Kind ist verängstigt und zeigt kaum Reaktionen. Nhan lässt sich zum Füttern nicht auf den Arm nehmen. Sein Fläschchen trinkt er lieber allein. Das Hotel können die drei nur selten verlassen, weil der Kleine sonst in Panik gerät. Im Heim haben sie den Ellguths gesagt, dass Nhan bereits krabbeln kann. Im Hotel passiert tagelang nichts. Eine Woche ist Nhan jetzt schon bei den Ellguths. Heute soll er endlich ihr Kind werden. Ganz offiziell. Doch dann heißt es für Oda und Dirk Ellguth: Urlaub verlängern und Rückflug umbuchen. 10 weitere Tage in Saigon. Die drei haben jetzt viel Zeit - Zeit füreinander. Die Tage in Ho Chi Minh City vergehen, und jeden Tag macht Nhan ein paar Fortschritte. Er wird mutiger, erkundet seine Umgebung. Und fasst langsam Vertrauen zu seinen neuen Eltern.

Ankunft in Deutschland
Endlich der zweite Anlauf bei Gericht. Zusammen mit einem halben Dutzend anderer Paare sollen Ellguths heute die letzte Unterschrift leisten. Damit Nhan endlich ganz offiziell ihr Sohn wird. Geschafft! Drei Tage später warten am Flughafen Münster. Oma, Opa und Clara ungeduldig auf die Ankunft des kleinen Vietnamesenjungen und seine frisch gebackenen Eltern. Jetzt gehört Nhan wirklich zur Familie. Die Ankunft im neuen Zuhause. Der erste Schock für den kleinen Nhan. Es wird bestimmt nicht der einzige bleiben. Oda und Dirk Ellguth brauchen jetzt ganz viel Geduld. Ganz viel Zeit. Und ganz viel Liebe: Damit aus dem verstörten Jungen irgendwann einmal ein glückliches Kind wird.

Eva Hofer - Managerin in Sachen Menschlichkeit
Rund 600 Kinder aus fünf verschiedenen Ländern hat Eva Hofers Verein seit der Gründung nach Deutschland vermittelt und sogar eine Zweigstelle in Hamburg aufgemacht. Waisen und solche aus dem Kinderheim. Für diese Jungen und Mädchen hat Eva Hofers Verein in Deutschland Paten gefunden. Die finanzieren ihnen den Schulbesuch, weil ihre Eltern zu wenig Geld haben. In Ho Chi Minh City ist Eva Hofer mittlerweile stadtbekannt - Eine Managerin in Sachen Menschlichkeit.

Der kleine Duy ist z.B. eines der Kinder, die aus Deutschland unterstützt werden. Mit seiner Mutter zeigt er uns, wie er lebt. Fünf Menschen leben auf engstem Raum: Vater, Mutter, zwei Kinder und die Oma. 20 Quadratmeter ohne Fenster. Mehr kann sich die Familie nicht leisten. Ohne die Hilfe der Pateneltern aus Deutschland könnten Duy und seine Schwester Thuong niemals zur Schule gehen. Jetzt haben sie die Chance einer Berufsausbildung und damit die Hoffnung auf ein besseres Leben. Eva Hofer hat Duy und die anderen Patenkindern in ihr Hotel eingeladen. Sie lässt sich die Zeugnisse zeigen und kontrolliert persönlich, ob die Kinder auch zur Schule gehen.

Eva Hofer sucht keine Kinder für Eltern, sondern Eltern für Kinder. Viele hundert Bewerber melden sich jedes Jahr, um über den Verein ein Kind zu adoptieren. 4.600,- Mark Verwaltungsgebühr nimmt der ICCO für die Vermittlung. Dazu kommen Flüge, Hotelkosten, Übersetzungsgebühren. Insgesamt kommt man auf rund 25.000,- Mark. Adoptieren im Ausland ist teuer. Das schreckt die Bewerber jedoch nicht ab.

Die vielen Kinder der Eva Hofer
Im Februar 1996 trifft stern TV zum ersten Mal Deutschlands ungewöhnlichste Familie in Bielefeld. Ein unscheinbares Zweifamilienhaus. Es ist Schulschluss. Von allen Seiten strömen die Kinder nach Hause. 13 an der Zahl. Adoptiert aus allen Teilen der Welt. Eva Hofer ist Hausfrau und kümmert sich rund um die Uhr um ihre 13 Adoptivkinder. Die Kinder der Familie Hofer kommen aus den Elendsregionen dieser Erde: Barbara aus Chile. Julien aus Sri Lanka. Davina aus Äthiopien und Dennis ebenfalls aus Chile.

Die Jungen und Mädchen hätten in ihren Herkunftsländern kaum eine Lebenschance gehabt. Eva Hofer nimmt mit Absicht nur die Kinder zu sich, die sonst niemand haben will. Ausgesetzte Kinder, kranke oder misshandelte Kinder. Die kleine Christina aus Paraguay wurde in einem Kinderheim abgegeben. Nicoletta aus Rumänien wurde von ihrem Erzeuger schon im Mutterleib geprügelt und getreten. Ihren Adoptivbruder Andres fand die Polizei in Bogota auf der Straße, eingeklemmt zwischen zwei toten Frauen. Christopher war fünf Tage alt, als seine Adoptivmutter ihn entdeckte. In einem Kinderheim in Kolumbien - halb verhungert mit Blutvergiftung und Nierenversagen. Die Heimleiterin hatte ihn längst abgeschrieben. Eva Hofer beschwor die Ärzte in mehreren Krankenhäusern, dem Kind zu helfen. Erst gegen Bargeld bekam der Junge die Leben rettende Bluttransfusion.

Christopher und seine Geschwister wissen über ihre Herkunft ganz genau Bescheid. Immer wieder schauen sie sich die alten Super-8-Filme an, fragen ihrer Mutter Löcher in den Bauch, wie sie nach Deutschland gekommen sind. Lizza war das erste Kind. Sie kommt aus Indien. Aus einem Kinderheim von Mutter Theresa in Kalkutta. Ihre Adoptivschwester Davina war 10 Tage alt, als Eva Hofer und ihre ältere Tochter Dyani sie in einem äthiopischen Krankenhaus fanden. Die kleine Dyani aus Sri Lanka ist zu einer jungen Frau geworden. Auf dem Schoß ihr Bruder Marvin, er war sechs Tage alt, als Eva Hofer ihn in Sri Lanka adoptierte. Marvin hatte ein Loch im Herzen. In seiner Heimat hätte er keine Chance gehabt. Ein Leben ohne die vielen Geschwister kann sich bei den Hofers niemand mehr vorstellen. Auch bei Celine aus Vietnam konnte Eva Hofer nicht Nein sagen. Die leibliche Mutter hatte das Baby direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Aus Scham, denn die 23jährige war nicht verheiratet. In Vietnam lernte Eva Hofer auch die siebenjährige Tran kennen. Sie hatte einen künstlichen Darmausgang. Das machte sie zur Außenseiterin. Eva Hofer versprach, dem Kind zu helfen.

1996 wird die kleine Celine zu Hause mit großer Begeisterung empfangen. Und auch die kleine Tran durfte mit nach Deutschland kommen. Eva Hofer will das Mädchen mit dem künstlichen Darmausgang hier operieren lassen. Ein dreiviertel Jahr später ist Tran ein gesundes Mädchen. Sie hat in Rekordzeit Deutsch gelernt und zeigt uns stolz ihre Narbe: Der neunte Geburtstag. Tran geht mittlerweile zur Schule. Sie will unbedingt in Deutschland bleiben. Ihre vietnamesische Mutter will sie nicht zurück haben. Und Eva Hofer sagt: Wer 12 Kinder satt bekommt, der schafft auch 13. Tran darf bleiben. Ein kleines Mädchen hat in Deutschland Lachen gelernt.

Mit Tran und Celine - Nummer 12 und 13 in der Kinderschar - ist für Eva Hofer die eigene Familienplanung abgeschlossen. Zwei kleine Vietnamesenmädchen, die im kalten Deutschland glücklich geworden sind.

Adoptiert in Vietnam - Die vielen Kinder der Eva Hofer
Am 20. November 2001 um 21.10 Uhr bei VOX

ots Originaltext: VOX
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Dieser Text gibt den Inhalt des Beitrags der ServiceZeit Familie vom 9. Mai 2001 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.

-Alle Angaben ohne Gewähr -

2001 Nov 20