exposing the dark side of adoption
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Erfahrungsbericht – Südafrika

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Erfahrungsbericht – Südafrika
von Anna-Maria Sajovitz
Land/Stadt: Südafrika/Johannesburg
Organisation: „family for you“
                         Dr. Karl Lueger-Ring 8/1/16, A-1010 Wien
                         Tel. +43 (1) 804 48 28
                         Fax +43 (1) 804 48 28 -41
                         office@familyforyou.org
                         www.familyforyou.org
Institution: „Impilo“, home for orphaned and abandoned babies
Art des Aufenthaltes: Soziales Projekt
Universität: Medizinische Universität Graz
Diesen Sommer flogen ich und meine Freund Sascha, als erste Volunteers nach Südafrika, um dort für drei Monate im Impilo "Place of Safety" in Johannesburg zu arbeiten.

Eigentlich hatten wir unseren Sommer schon anderwärtig verplant, wir wollten in Äthiopien bei einem Volunteer-Projekt mitmachen, doch wurden wir Ende Mai von family for you gefragt, ob wir nicht über die Sommerferien nach Südafrika fahren wollen, da sie dort mit ihrem ersten Volunteer-Projekt starten wollten und zwei Mutige brauchten, die schon etwas Erfahrung in diesem Bereich hatten... ich selbst habe schon einmal ein Semester pausiert, um in einem anderen Waisenhaus, ebenfalls in Südafrika zu arbeiten und kenne mich daher in diesem Bereich recht gut aus. Nach kurzem überlegen, war uns eigentlich klar, dass wir dieses tolle Angebot (uns wurde von family for you der Flug bezahlt) wahrnehmen wollen und so fanden wir uns Anfang Juli im Flugzeug Richtung Johannesburg wieder.
Viel Zeit für Reisevorbereitungen blieb uns jedoch nicht, aber das ist für Südafrika auch relativ unkompliziert:
Visum: braucht man sich vor der Abreise keines besorgen, das bekommt man GRATIS für DREI MONATE bei der Einreise ins Land. Möchte man länger bleiben, fährt man am besten in den Krüger-Park und dort über die Grenze nach Mozambique und bekommt dann bei der Einreise neuerlich ein Visum über drei Monate ausgestellt.
Impfungen: Im Prinzip genau die gleichen wie bei uns: Polio, Diphtherie, Tetanus, Hepatitis A&B; möchte man in den Krügerpark oder generell viel herumreisen, empfiehlt sich für manche Gebiete eine Malaria-Prophylaxe sowie eine Tollwutimpfung. Wir ließen uns außerdem gegen Typhus impfen, das wird allerdings auch empfohlen. Ein Problem ist, dass es in Südafrika sehr viel Tuberkulose gibt und man sich in Österreich nicht dagegen impfen lassen kann. Daher unbedingt Masken tragen, wenn man mit Erwachsenen Tb-Erkrankten arbeitet.
Flug: Den günstigsten Flug den wir so kurzfristig finden konnten war ein Flug mit „Emirates“. Die Qualität an Board war ganz toll, es dauert allerdings länger bis man in Johannesburg ist, da man über Dubai fliegen muss. Sobald ein Aufenthalt jedoch länger als 4 Stunden dauert, bekommt man am Flughafen rund um die Uhr GRATIS Essen im Emirates-Restaurant. Der Flug hat rund 830.- Euro pro Person gekostet, wenn man früh genug bucht, ist es jedoch deutlich billiger von Wien nach Johannesburg zu fliegen.
Abholung: Wir wurden von einer der beiden Sozialarbeiterinnen des Heims abgeholt und so weit ich weiß wird das auch in Zukunft so gehandhabt.
Unterkunft: Die beiden Volunteers (man muss sich immer zu zweit für das Projekt anmelden) dort teilen sich ein Zimmer (ca.20 Quadratmeter). Es ist mehr als genug Platz für alles und man ist direkt im Heim, das in den Suburbs von Johannesburg liegt, untergebracht. In der Freizeit bzw. an den Abenden, wenn der Büro-Betrieb zu Ende ist, kann man die Lounge-Area benutzen, mit Fernseher und Dvd-Player, es gibt auch einen Swimming-Pool und eine voll ausgestattete Küche. In dem Haus wohnte früher eine große Familie und daher gibt es alles was man zum Leben und Wohnen braucht (Waschmaschine, mehrere Badezimmer,...).
Freizeit: Abends und an den Wochenenden kann man das „Impilo-Car“, ein recht großer Van, für eigene Zwecke benutzen. Es gibt unzählige Freizeit-Möglichkeiten in und um Johannesburg und an das Links-Fahren gewöhnt man sich schnell.
Arbeit: Unsere Aufgabe bestand darin, abwechselnd im Office und in der Nursery vom Impilo zu arbeiten, auch fuhren wir viel mit dem Auto in Johannesburg herum, da ja die Kinder regelmäßig zum Arzt, in Krankenhäuser etc. mussten. Wir arbeiteten 5 Tage die Woche, 12 Stunden am Tag (im Office etwas kürzer) und machten einmal die Woche Nachtdienst von 19:00-7:00 in der Früh.

Der Nursery-Alltag bestand neben den Klinik-Besuchen im Prinzip aus füttern, wickeln, waschen und mit den Kindern spielen, die zu der Zeit im Impilo wohnten. Wir mussten uns auch um die HIV-Medikation, Tb-Medikation, Impfungen, Physiotherapieübungen etc. der Babies kümmern, aber alles in allem ist es ein soziales Projekt, obwohl man durch die vielen Krankenhausaufenthalte auch einen Eindruck von der Arbeit der Ärzte und Ärztinnen dort bekommt. Da viele der Mütter die ihre Kinder dann ins Heim bringen schon während der Schwangerschaft mit den Sozialarbeiterinnen in Kontakt treten, begleiten auch meistens MitarbeiterInnen des Heims die Mütter zur Geburt, und da es in den kleineren Krankenhäusern keine Ärzte gibt, wird dort im Kreissaal jede freie Hand gebraucht und man kann nicht nur zuschauen bei Geburten, sondern auch mithelfen und vor allem für die Mütter da sein, die oft ganz alleine ihre Kinder dort zur Welt bringen und danach sofort wieder heimgehen müssen.
Im Office mussten wir kurzfristig als SekretärInnen einspringen und bekamen dadurch einen guten Einblick in die Arbeit und Organisation die hinter dem Impilo steckt und den Aufgabenbereich der SozialarbeiterInnen. Auch werden die meisten Kinder dort von in- und ausländischen Familien adoptiert und man bekommt auch einen guten Einblick in diesen Bereich (u.a. haben wir biologische Mütter kennen gelernt, Adoptiveltern, die HIV-Problematik hautnah zu spüren bekommen...)
An den Wochenenden hatten wir frei, und so konnten wir die Stadt selbst und die Umgebung von Johannesburg erkunden.
Anfangs hatten wir ein paar Schwierigkeiten mit den Arbeitseinstellungen und -maßstäben mit denen wir in der Nursery konfrontiert waren (die hygienischen Bedingungen und das Engagement sind eben anders als bei uns), doch mit viel Motivation und Schwung konnten wir bald auch die Nannies mitreißen und so fühlten sich schlussendlich nicht nur die Kinder pudelwohl, sondern auch wir alle hatten viel mehr Freude an der Arbeit und an den Babies.
Außer der Arbeit im Impilo haben wir auch die Grundsteine für ein zukünftiges HIV-Projekt von family for you gelegt, im Zuge dessen wir die Möglichkeit hatten, uns Soweto in nicht-touristischen Bereichen anzusehen, was sehr berührend und interessant für uns war.
Alles in allem kann ich ein Projekt dieser Art vor allem denjenigen Empfehlen, die Südafrika abseits des Krankenhauses erleben möchten, die Kinder gern haben und bereit sind auch etwas härter zu arbeiten, als das vielleicht bei eine Famulatur der Fall ist. Es war extrem spannend mit SüdafrikanerInnen der unteren- und Mittelklasse zu arbeiten und zu leben und ich habe sehr viel für mein Leben gelernt! Natürlich gab Zeiten in denen ich am liebsten meinen Koffer gepackt und heimgeflogen wäre, aber so sind interkulturelle Erfahrungen eben, wahnsinnig motivierend, wahnsinnig frustrierend, meistens zum Lachen, manchmal zum Weinen aber auf jeden Fall war der letzte Sommer eine Erfahrung, von der ich keine Sekunde missen möchte und die meinen Horizont geprägt und erweitert hat.


2007 Jul