exposing the dark side of adoption
Register Log in

Raphael C. F. aus Nepal

public

Nun möchte ich noch meine Vorstellung nachholen; ich habe zwar bereits
vor einem Jahr schon einmal einen kurzen Beitrag geschrieben, aber
hier will ich nun doch noch den Adoptionsprozeß von Raphael C. F. aus
Nepal beschreiben.
Wie es bei vielen anderen Kindern auch passiert ist, fälschte/veränderte
Nepal die tatsächlichen Angaben über Familie, Bedürftigkeit, Alter,
... auch bei R.. Der ursprüngliche Kindervorschlag eines mit 4 1/2
Jahren angegebenen Jungen war 5 Minuten vor Ankunft im Kinderheim
nicht mehr aktuell und uns wurde ein 5 1/2 jähriger Junge vorgestellt,
etwas später erfuhren wir, daß es auch noch Eltern gäbe, welche uns
auch noch kennenlernen wollten. Bei der 1. u. 2. Reise hinterfragten
wir mehrmals im Kinderheim und dem Mitarbeiter von ICCO Hr. Dhungel in
Nepal die Bedürftigkeit für einen so großen Schritt. Es wurde von
allen Seiten beteuert, daß dies das Beste für ihn sei. Da wir dies
über eine Organisation wie ICCO durchführten, verliessen wir uns
schließlich darauf; selbst konnten wir nicht mehr überprüfen. Als R.
in Deutschland (3/06) ankam, lebte er sich schnell ein, als wäre es
das selbstverständlichste für ihn jetzt hier zu sein. Nach einigen
Wochen konnte er uns mit beginnendem Deutsch bereits "kleine Schule,
große Schule, Arbeit, viel Geld, Nepali Mama + Papa" mitteilen. Als er
nach 3 Mon. uns mitteilte, daß er 3 1/4 J. älter sei, konnten wir dies
nicht fassen und zweifelten. Medizinische Unters. bestätigten aber
eher diese Tatsachen und R. Angaben wurden immer präziser. Dazu war er
aufgrund seines Alters ja auch in der Lage. Wir konnten sein
Geb.-datum mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf einige Tage genau
eingrenzen. Alle Angaben bezüglich seiner Bedürftigkeit stellten sich
auch als Farce heraus. Er war ca. 3 J. in der Schule, war medizin.
versorgt, war
immer im Familienverband, hatte für nepal. Verhältnisse normale
Wohnverhältnisse, hatte nie Hunger leiden müssen. Seine Eltern teilten
ihm mit, weil er so klein sei, könne man ihn auch 5 Jahre alt halten.
Im Juni 06 teilten wir unsere ersten Eindrücke dem ICCO mit, da R. nun
realisierte, daß seine nepal. Eltern nicht nach D nachkämen, keine
Briefe kämen und der Aufenthalt in D nicht einem Urlaub gleich käme.
Er bereute, dieses Spiel mitgemacht zu haben. Unser Vorhaben bestand
darin, R. eine Rückehr nach Nepal mit finanzieller Unterstützung für
eine Schule zu ermöglichen. Fr. Hofer meinte als erste Reaktion "gut
daß die Adoption noch nicht (endgültig) durch ist"; 2 Wo. später als
ICCO die Lizenz entzogen wurde, lag die Unterstützung darin, daß R.
nach HH abgeholt worden wäre und nach einer psychologischen
Untersuchung dann weiter vermittelt worden wäre. R. bestätigte immer
wieder den Wunsch nach Nepal zurückzuwollen, obwohl er in D Freunde
und ein angenehmes Umfeld hatte. Wir versuchten die Eltern zu
kontaktieren, über Hr. Dhungel, Hr. Thapa (Honorarkonsul), ICCO. Die
Zuständigkeit wurde hin und her geschoben. Fr. Hofer sagte, daß Hr.
Thapa ihr sagte "die Eltern wollten den Jungen nicht mehr zurück
haben"; Hr. Thapa bestritt, jemals so etwas gesagt zu haben. Hr.
Dhungel antwortete einfach nicht mehr (letzte Aussage: so etwas
Merkwürdiges ist ihm in seiner ganzen Vermittlungstätigkeit noch nicht
vorgekommen und er wünsche uns viel Glück) und ICCO ist wie eine
Seifenblase zerplatzt.
Die deutsche Botschaft erkundigte sich in Nepal und riet uns diesen
Prozeß innerhalb der Gültigkeit des Reisedokumentes abzuschließen und
warnte uns vor einer rechtlich ungeklärten Übergabe, da wir sonst
finanziell ausgenutzt werden könnten. Außerdem wurde uns dringend
juristische Unterstützung in D und in Nepal angeraten. Die Zeit
drängte, -immer nur Hoffnungsschimmer, und eine zermürbende Zeit für
uns drei-. Erst Anfang Januar 07 nahm ein hochangesehener Nepali, den
uns ein Freund empfahl, direkten Kontakt zu den Eltern auf. Er war
bereit uns zu helfen, meinte aber auch, daß die Eltern recht materiell
eingestellt seien. Wir hatten den Flug mit R. und mir schon geplant;
die Zeit wurde uns dann aber so knapp und viele Details waren noch
völlig unklar, sodaß wir mit R. darüber sprachen und er es nun auch
akzeptierte, doch in D zu bleiben. Dieser Prozeß war enorm wichtig für
ihn, da er so merkte, daß wir alles Mögliche tun wollten, daß er zu
seiner Familie zurückkann. Etwas erleichtert war ich, als in einer
englischsprachigen Internetseite im Feb. 07 zu lesen war, daß aufgrund
vielfacher Betrügereien bei Auslandsadoptionen die Sozialministerin
zurücktreten mußte, Auslandsvermittlungen gestoppt wurden, Nepal den
Haager K. beitreten will, und daß kurz nach dieser Veränderung die
Hälfte der Kinder aus solchen Heimen von ihren Eltern wieder
zurückgeholt wurden. Auch die Landesjugendämter stoppten Vermittlungen
aus Nepal. Vor ein paar Monaten bestätigte sich noch besonders
deutlich das Ansinnen, daß R. nur zwecks beruflich besserer Optionen
nach D kommen sollte, worauf ich hier im Forum aber nicht näher
eingehen kann.
Mir ist klar, daß uns so ein Verhalten leiblicher Eltern uns schon
merkwürdig und bedenklich erscheinen mag. Letztlich haben sie
wahrscheinlich etwas Gutes für ihn und vielleicht auch für sich selbst
langfristig erhofft. Dafür sind aber seriöse Stellen erforderlich,
damit nicht allein aus einfacher Denkweise heraus ein Kind gehandelt
wird und Schaden daran nimmt.
Nun hoffe ich, daß R. mit den Folgen dieses Kinderhandels bestmöglich
zurechtkommen wird. Er weiß wie alt er tatsächlich ist, hat aber
momentan kaum eine Chance eine Klasse zu überspringen, und würde dann
mit reellen 14 J. die Grundschule verlassen! Welche Folgen hat eine
nicht altersgerechte Entwicklungsmöglichkeit für ihn. Wie
identifiziert er sich langfristig gegenüber anderen Kindern. Welchen
Nutzen/Schaden hätte eine Alterskorrektur? ...

Soweit also eine "relativ kurze" Vorstellung

2007