exposing the dark side of adoption
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Indonesia: Adoptivkind nach zwei Jahren zurückgegeben

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Adoptivkind nach zwei Jahren zurückgegeben

Um sich seinen Kinderwunsch zu erfüllen, hat ein irisches Ehepaar bei Kinderhändlern in Indonesien einen Jungen gekauft. Zwei Jahre durfte der kleine Tristan glauben, er habe liebevolle Eltern. Dann schoben sie ihn wieder ab.

Cipayung/Indonesien - Stolz erzählte Joseph Dowse vor vier Jahren Freunden, dass er Vater werde - Adoptivvater. Der Ire und seine aus Aserbeidschan stammenden Frau Lala hatten lange versucht, eigene Kinder zu bekommen. Schließlich entschloss sich das in Indonesien lebende Paar zu einer Adoption. Schon kurz darauf schickten die Dowses Per E-Mail Fotos des hübschen, zwei Monate alten indonesischen Babys Tristan nach Irland.

Zwei Jahre später war Lala Dowse schwanger. Für Tristan war plötzlich kein Platz mehr in der neuen Familienidylle. Joseph Dowse brachte den Jungen mit einer Kiste Kleidern und Spielzeug in ein Waisenhaus am Rande von Jakarta.

"Er ist ein sehr intelligenter Junge", sagt Maria Sitepu, Oberschwester des Kinderheimes "Tunas Bangsa", in dem der vier Jahre alte Tristan heute mit 50 anderen kleinen Jungen und Mädchen lebt. Doch an eine Zukunft bei liebvolleren Adoptiveltern ist nicht zu denken. Denn der kleine Tristan kann von den indonesischen Behörden nicht zur Adoption freigegeben werden, solange er die irische Staatsbürgerschaft hat. "Mehrere Paare interessieren sich für ihn, aber wir müssen ihnen absagen."

Bis zu 80 Kleinkinder vermittelt

Tristans Schicksal ist ein Extrembeispiel für die möglichen Folgen eines in Asien weit verbreiteten Problems: des Kinderhandels. In der vergangenen Woche nahm die indonesische Polizei drei Frauen fest, die einem Ring von Kinderhändlern angehören sollen. Bis zu 80 Kleinkinder, darunter Tristan, habe die Gruppe in den vergangenen fünf Jahren an ausländische und indonesische Paare vermittelt, vermutet der indonesische Sozialminister Bachtiar Chamsyah. "Die Frauen haben Schwangere in Armenvierteln angesprochen und sie überredet, ihre Kinder wegzugeben. Sie sagten ihnen, sie müssten nicht traurig sein, weil die Kinder bei reichen Ausländern aufwachsen würden", sagt Bachtiar.

Zwei weitere Verdächtige werden noch gesucht, zudem werden Beamte verhört, die die Kinderhändler illegal mit den nötigen Papieren versorgt haben sollen. Sie werden der Korruption verdächtigt.

Der Handel mit Säuglingen ist in verarmten Dörfern in Asien weit verbreitet. Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef gibt es in Indonesien ein ganzes Netz von Händlergruppen. Einige Kinder werden an adoptionswillige Paare im Ausland vermittelt, die meisten jedoch bleiben vermutlich im Land. So wie im Fall der Dowses, für die eine Einheimische den Kontakt zur schwangeren Suryani herstellte.

Kinderschützer sehen schwarz für Tristans Zukunft

Suryani glaubte, sich kein weiteres Kind leisten zu können und stimmte deshalb dem Verkauf ihres Babys für 40 Euro zu. Dies berichtet ein Ermittlungsbeamter, der sich als wohlhabend und adoptionswillig ausgab und so bei der Enttarnung des mutmaßlichen Kinderhändlerrings mithalf. Tristan erinnere sich heute weder an seine leibliche Mutter noch an seine Adoptiveltern, meint Oberschwester Sitepu. "Ich muss sagen, er hat sich sehr gut eingewöhnt." Mit den anderen Kleinkindern tobt er durchs Kinderheim. Solange die Rechtsfragen in der Schwebe sind, sorgt der indonesische Staat für den Jungen.

Für Tristans Zukunft sehen Kinderschützer dennoch schwarz: Wenn er nicht adoptiert werde, drohe ihm ein Leben in extremer Armut. Er könnte bald zu den unzähligen Waisenkindern gehören, die auf den Straßen in Jakarta leben und die stehlen, betteln und billigen Schmuck verkaufen.

Inzwischen hat Tristans Geschichte auch in Irland Schlagzeilen gemacht. Die Behörden haben im Juni in Dublin Klage eingereicht, um die Dowses dazu zu zwingen, wieder für Tristan zu sorgen. Weitere Kommentare geben die irischen Behörden nicht, das Verfahren laufe, heißt es. In Indonesien soll das Ehepaar Dowse wegen Kindesmisshandlung angeklagt werden. Darauf steht eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren. Sowohl für die Indonesier als auch für die Iren wird es jedoch schwierig, die Dowses zu belangen: Indonesien haben sie verlassen; man vermutet, dass sie sich derzeit in Aserbaidschan aufhalten.

Von Robin McDowell, AP

2005 Apr 18