exposing the dark side of adoption
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Paare suchen ihr Traumkind im Ausland

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Paare suchen ihr Traumkind im Ausland




Münster - Offizielle Adoptionen werden zur Ausnahme: Im Vergleich zu 1993 hat sich ihre Zahl in Deutschland fast halbiert, wie das Statistische Bundesamt am Montag berichtete. Von 2006 auf 2007 sank die Zahl nochmals um fünf Prozent auf 4509 Kinder. Allerdings geht auch die Zahl der Adoptionswilligen stark zurück: Wollten 1993 noch 21.711 Paare ein Kind adoptieren, standen 2007 nur noch 8914 auf der Warteliste. Doch immerhin kommen auf 886 zur Adoption freigegebene Kinder in Deutschland fast zehnmal so viel Bewerber.

Der Rückgang der Adoptionen ist eine positive Nachricht: Denn offenbar sorgt eine verbesserte Förderung dafür, dass immer mehr Kinder bei ihren leiblichen Eltern bleiben. Außerdem ist der gesellschaftliche Druck auf ledige Mütter nicht mehr so groß.


So weit, so gut: Doch Experten vermuten, dass sich abseits der offiziellen Kanäle der Jugendämter noch einiges auf dem „Adoptionsmarkt“ tut. Denn angesichts vieler Paare, die sich ihren Kinderwunsch nicht auf natürlich Weise erfüllen können, müsste die Nachfrage nach adoptierten Kindern eher steigen.

Diese Paare scheuen inzwischen das komplizierte Adoptionsverfahren in Deutschland, vermutet die Bundesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes, Paula Honkanen-Schoberth. Potenzielle Adoptiveltern wüssten, welch hohe Verantwortung sie mit einer Adoption übernähmen, „da kann es sein, dass manche zweimal überlegen, bevor sie sich bewerben“. Immerhin müssten sie einen genauen Eignungstest absolvieren, „denn die Erziehung von adoptierten Kindern ist kompliziert“, so Michael Heuer vom Terre des Hommes.

Prominente wie Madonna oder Gerhard Schröder machen es vor: Ein Ausweg aus dem Behördendschungel ist es, sich die Kinder aus dem Ausland zu besorgen – über Firmen, direkt aus dem Internet. „Länder wie Russland sind noch nicht dem Haager Abkommen beigetreten, das den Schutz der Kinder regeln soll“, kritisiert Heuer. So komme man schlichtweg bei manchen ausländischen Agenturen leichter zum Kind. „Und eine Lücke im deutschen Gesetz ermöglichst es, derartige Auslandsadoptionen nachträglich zu legalisieren“, kritisiert Heuer. Terre des Hommes verlangt seit Langem, das entsprechende „Gesetz der freiwilligen Gerichtsbarkeit“ endlich zu ändern, damit solchen Machenschaften ein Riegel vorgeschoben wird.

Erfasst werden diese nachträglichen Adoptionen durch die offizielle Statistik nicht. Für Heuer steht fest: Die Rechte der Kinder stehen dabei ganz hinten. „Zuerst kommt da das kommerzielle Interesse. Mütter werden im Ausland nicht selten zur Abgabe ihrer Kinder gedrängt.“

2008 Aug 26