exposing the dark side of adoption
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Schwere Vorwürfe im Adoptionsfall Family for You

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Schwere Vorwürfe im Adoptionsfall Family for You

Utl.: Justiz ermittelt, ob Kinderhandel vorliegt. Österreichs
Diplomaten warnten bereits 2001 vor "Zahlungen unter dem Tisch"

Wien/ Addis Abeba (OTS) - Die Staatsanwaltschaft Wien hat
Ermittlungen in einem gescheiterten Adoptionsfall des Wiener Vereins
Family for You aufgenommen. Es besteht, so ist aus der
Staatsanwaltschaft zu vernehmen, der Verdacht des Kinderhandels. Das
berichtet die Wiener Stadtzeitung Falter in ihrer morgen Mittwoch
erscheinenden Ausgabe. Wie berichtet, deckte ein äthiopisches
Waisenkind auf, von einem äthiopischen Repräsentanten des Wiener
Adoptionsvereins nach Niederösterreich verschleppt worden sein. Wie
Österreichs Botschaft in Addis Abeba gegenüber dem Falter bestätigt
wurde die leibliche Mutter des Kindes, eine Wäscherin aus den Slums
der Stadt, mittels DNA-Test ausfindig gemacht. Die Mutter gab in
einer Einvernahme in Äthiopien an, dass sie ihr Kind unter der
Bedingung hergegeben habe, dass sie mit ihm ständig Kontakt halten
könne. Dafür, so gab sie an, habe sie auch "Unterstützung" von Family
for You erhalten - ein Vorwurf den Family- for- You- Obfrau Petra
Fembek energisch bestreitet. Das Kind wurde jedoch mit gefälschten
Dokumenten und mit falschem Namen nach Österreich verbracht. Die
Mutter will es wieder zurück. Sollte die Mutter wirklich Zuwendungen
bekommen haben, so ist aus Justizkreisen zu vernehmen, könnte es sich
um eine verbotene Adoptionsvermittlung handeln. Es gilt die
Unschuldsvermutung.
   Der Falter berichtet auch über die Akte des Landeskriminalamts
Wien in diesem Fall. Darin befinden sich vertrauliche Mitteilungen
der österreichischen Botschaften in Vietnam und Indien. Die Beamten
kritisierten schon im Jahr 2001 die Geschäftspraktiken von Family for
You. Dubiose "Repräsentanten" des Vereins, so die Botschaft in Hanoi,
hätten in Adoptionsverfahren "exorbitant hohe"
Aufwandsentschädigungen kassiert, hieß es in einem Bericht an das
Außenministerium. Statt Kinder über Waisenhäuser ausfindig zu machen,
seien sehr bald "Adoptionen auf dem freien Markt" organisiert worden.
Dubiose Mittelsleute hätten "Zahlungen unter dem Tisch" geleistet.
"Geldflüsse ohne Rechnungslegung" habe es gegeben. Er wolle nicht
"falsch verstanden werden", schrieb der Diplomat, "es geht der
Botschaft nicht darum, eine vermutlich gut gedachte Initiative
schlecht zu reden". Doch bei "nüchterner Gegenüberstellung von
schriftlicher Theorie und Praxis" sollten kritische Fragen erlaubt
sein. Der Verein handle womöglich "fahrlässig", aber zumindest
"naiv".
   Kritische Berichte auch aus dem indischen Dehli: Family for You
sei dort mit einem dubiosen Waisenhaus in geschäftlichem Kontakt
gestanden, berichtete eine Konsulin im Jahr 2001. Dort seien "Kinder
zur Adoption freigegeben worden, deren leibliche Eltern am Leben
waren und offenbar nicht über das Schicksal ihres Kindes informiert
waren". 
   Wiens Jugendamt, die MA 11, sagt Petra Fembek gegenüber dem
Falter, prüfte all die Vorwürfe - und hielt sie für "gegenstandslos".
   Bernd Wacker, ein in dem Fall beigezogener deutsche
Adoptionsexperte der Organisation Terre des Hommes, spricht gegenüber
dem Falter von "skandalösem Dilettantismus", den Family for You zu
verantworten hätte. In einem Bericht an das Justizministerium vom
Oktober 2007 zeigt er sich fassungslos über die Dokumentation des
Falles und über die fehlende Kontrolle des  äthiopischen
"Repräsentanten" des Vereins. Dass es weitere solcher
"fahrlässig-kriminellen Vermittlungen" an österreichische Bewerber
gegeben hat, sei nicht auszuschließen. Wacker fordert eine
Überprüfung zumindest aller äthiopischen Adoptionen des Vereins durch
eine unabhängige, fachkundige Kommission. Petra Fembek gibt gegenüber
dem Falter an, dass Family for You "Fehler" gemacht habe. Nach
"Lernprozessen" habe man aber entsprechende Konsequenzen gezogen.
Rückfragehinweis:
   Falter. Stadtzeitung Wien
   Dr. Florian Klenk
   Tel.: 01-53660-924
   http://www.falter.at

http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20080108_OTS0191

2008 Jan 9