exposing the dark side of adoption
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Äthiopien: ein Land verkauft seine Kinder

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Immer wieder klagen Mütter an, ihre Kinder seien per Auslandsadoption bis nach Österreich verbracht worden, und solche Fälle häufen sich, denn tatsächlich ist es oft nicht klar, ob die Kinder, die so adoptiert werden wirklich Waisen sind.

Bei zwei Adoptionen konnte nun genau das bewiesen werden. Es sind menschliche Tragödien und Österreichs Behörden versagen bei der Kontrolle.

Oftmals geben äthiopische Mütter, die sich in einer Notlage befinden die Kinder schweren Herzens für einige Zeit weg und müssen danach erschüttert feststellen, dass ihre Kinder verschwunden sind und dass sie zur Auslandsadoption freigegeben wurden. So erging es Alemitu Aseffas, die nun wenigstens eines ihrer beiden Kinder nach langer Zeit zurückerhalten hat. Sie hatte beide ihrer Kinder für drei Jahre weggegeben. Eines ihrer Kinder jedoch bleibt nach wie vor verschwunden. Vier Jahre ist es nun her, dass sie die Söhne in Obhut gab.

Das ist nun schon der zweite bekannt gewordene Fall, denn bereits vor zwei Jahren sind die Adoptionspapiere eines anderen vermeintlichen Waisenkindes gefälscht worden. Hinter diesen Adoptionsvermittlungen steckt der österreichische Verein Family for you, der bis zur Einstellung seiner Tätigkeit der zweitgrößte Adoptionsverein Österreichs war, und es muss vermutet werden, dass es noch viele weitere ähnliche Fälle gibt, die jedoch bisher nicht ans Tageslicht gekommen sind, weil die Mütter ihre Kinder noch nicht zurückgefordert haben.

Der Verein hat in den sieben Jahren seiner Tätigkeit rund 400 Kinder nach Österreich geholt, von denen 70 aus Äthiopien stammen. Deribe Nesibu, der äthiopische Mitarbeiter der Organisation, hat inzwischen gegenüber den Behörden in Addis Abeba gestanden, Papiere auch eines Mädchens namens Hanna gefälscht zu haben. Er wurde verhaftet aber auf Kaution freigelassen. Die Staatsanwaltschaft Wien hat Ermittlungen aufgenommen. Inzwischen läuft auch gegen den Verein Family for you ein Schadenersatzprozess – die Adoptiveltern von Hanna fordern die Adoptionskosten zurück. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe vor einem Jahr legte der Verein seine Tätigkeit nieder. Bei Adoptionen müssen die Ämter der Landesregierung den adoptionswilligen Eltern eine Pflegebewilligung erteilen, damit kann im Ausland ein Kind adoptiert und nach Österreich gebracht werden. Einheitliche Richtlinien dafür gibt es hingegen nicht.

Die Kinder um die es geht waren beide von der gleichen Familie adoptiert worden. Obwohl nicht miteinander verwand hatten die Adoptionspapiere sie als Geschwister ausgewiesen, das Alter des Mädchens war in den Papieren mit vier Jahren angegeben, obwohl es bereits neun Jahre alt war. Hanna, wie das Kind heißt konnte sich an ihre ursprünglichen Eltern erinnern. Sie besuchte als sie 14 Jahre alt war die leiblichen Eltern und wollte dennoch wieder nach Österreich zurück.

Inzwischen jedoch hatten sich die Mütter Genet Rashid und Alemitu Aseffas kennengelernt, weil sie beide auf der Suche nach ihren Kindern Anzeige bei den Behörden gestellt hatten. Durch den Besuch des Mädchens wurde so auch der Aufenthalt des Jungen bekannt, denn die Mutter legte dem Mädchen ein Foto des Jungen vor. Inzwischen liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft. Das Mädchen hat sich für ein Leben in einem Heim in Österreich entschieden. Der Junge hingegen weiß noch immer nichts von seiner leiblichen Mutter, denn der Verein ließ verlauten er sei nicht mehr tätig und es sei Sache der Adoptiveltern zu entscheiden, ob sie das Kind behalten wollten. Die Adoptiveltern sind nicht bereit, das Kind aufzugeben.

Die österreichischen Behörden schieben jede Schuld von sich, schließlich trügen die Adoptionspapiere einen Stempel einer Äthiopischen Behörde. Die Mütter hatten die Kinder in Heime gegeben, als sie schwer krank waren und haben zu jener Zeit von den Heimen finanzielle Unterstützung erhalten, mehrmals zwischen 26 und 15 Euro. Die Adoptiveltern haben um die 10.000 Euro gezahlt. Dennoch, die Mütter behaupten, sie hätten nicht gewusst, dass sie damit ihre Kinder verkauften.

Inzwischen machen sich viele österreichische Adoptiveltern selbst auf den Weg, weil sie sich überzeugen wollen, ein rechtmäßig zur Adoption freigegebenes Kind adoptiert zu haben.

©denise-a. langner-urso

Quelle: Profil.at-das Onlinemagazin Österreichs

2009 Jan 18